Muttertag: die gesunde nährende Mutter

von Nicole Katzenschlager

Muttertag steht wieder vor der Tür und wenngleich sie mittlerweile immer öfter nicht mehr nur an einem Tag im Jahr geehrt wird, gibt dieser Tag doch Anlass zu einigen Überlegungen …

 

Die Bindungsforschung spricht von der „hinreichend guten Mutter“. Sie sollte Feingefühl im Umgang mit dem Kind entwickeln und dessen Bedürfnisse erkennen. Doch um welche Bedürfnisse geht es hier genau?

Kinder haben vier psychische Grundbedürfnisse:

  1. Das Bedürfnis nach Bindung
  2. Das Bedürfnis nach Autonomie und Sicherheit
  3. Das Bedürfnis nach Lustbefriedigung
  4. Das Bedürfnis nach Selbstwerterhöhung und Anerkennung

Das Was und Wie des Einlassens und Unterstützens liegt in der Einstellung und Erfahrung der Mutter. Die eigene Prägung ihrer Kindheit und wie sie aufgearbeitet wurde, haben hier großen Einfluss. So ist das Gegenteil von dem, was die Mutter selbst erlebt hat, nicht die beste Strategie, da es hier zur Projektion der eigenen Bedürfnisse auf das Kind kommt und nicht das „Lesen“ des Kindesbedürfnisses . Andererseits ist selbstverständlich auch nicht die beste Strategie: Meine Mutter hat dies und jenes für mich getan, das war gut für mich, also muss es auch gut sein für mein Kind. Denn das bedeutet nur, dass die eigene Mutter bedürfnisgerecht erzogen hat und das erfüllt nicht zwingend das Bedürfnis des Kindes.

Bei Geschwistern wird es noch ein wenig komplizierter: Denn auch hier gewinnt die Individualität und das Eingehen auf die Bedürfnisse und Talente. Was für das eine Kind gut ist, muss nicht zwingend auch gut für das andere sein. Mütter (bzw. Eltern) finden sich oft im Spagat zwischen Montessori-Kindergarten für den einen Spross und Tagesmutter für den anderen wieder. Geschwistern von Anfang an bewusst zu machen, dass jeder Mensch andere Bedürfnisse hat und daher individuell gefördert wird, kann Eifersucht zwischen den Kindern vorbeugen. Denn das Gefühl mit den eigenen Bedürfnissen im Kindesalter zu kurz zu kommen, hat große Auswirkungen auf das Erwachsenenleben.

Der Mythos, dass das Fundament für eine gesunde Entwicklung nur in den ersten Lebensjahren gelegt wird, ist leider aus der Sicht der Bindungstheorie ein Trugschluss. Vielmehr braucht die Mutter einen langen Atem, denn diese Entwicklung kann Jahrzehnte dauern, selbst wenn das eigene Kind uns zur Großmutter macht. Die psychischen Grundbedürfnisse ändern sich nämlich weder im Erwachsenenalter noch in unseren Paarbeziehungen. Umso mehr wir an unserer Beziehung zu uns selbst und zu unserer Familie arbeiten, umso eher sind wir hier erfolgreich.

Wie werde ich eine gesunde nährende Mutter?

Mit guter Selbstreflexion ist es möglich, eine liebevolle Selbstbeziehung zu entwickeln, zu lernen Grenzen zu setzen und auf die eigenen Bedürfnisse zu achten. Denn emotionale Sicherheit, das Gefühl verbunden und gleichzeitig selbstbestimmt zu sein, zusammen mit einer gesunden Portion Entspannung machen ein rundes Eigenleben aus.

Je ausgeglichener und erfüllter das Leben der Mutter ist, umso eher gelingt es ihr, auf die Bedürfnisse ihrer Kinder einzugehen. Daher ist es auch äußerst wichtig, dass man als Mutter gut in seiner eigenen Kraft ist und dafür sorgt, dass das Kind nicht der einzige Lebensinhalt bleibt.

In einer Studie wurde festgestellt, das gesunde, nährende Beziehungen die Basis für ein langes erfülltes Leben sind. Daher ist es nicht nur für die eigenen Kinder wichtig, ein gesunde nährende Mutter zu sein, sondern auch für sich selbst.

 

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